14.08. – 17.08.2024

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Eine Open-Air-Ausstellung in der östlichen Mitte Bielefelds. Entlang eines möglichen Parcours sind an 13 Orten 8 Filmarbeiten, 3 gelesene Texte, 1 Fata Morgana und 1 Soundarbeit platziert. Während des Ausstellungszeitraums können die Werke allabendlich zwischen 21:30 und Mitternacht angeschaut, angehört und erlebt werden. An jedem Abend findet außerdem von 20:00 bis 21:00 je eine Performance oder ein Konzert statt, immer an einem anderen Ort. Die Eröffnung ist am Mittwoch, den 14. August um 19:00 beim CIA in der Metzer Str. 15.

Parcours

Konzertprogramm

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Jaakko Eino Kalevi (Athen)
14.08.

CIA Autowerkstatt, Metzer Straße 15

Mittlerweile hat wahrscheinlich schon so ziemlich jede:r mitbekommen, dass der finnische Musiker Jaakko Eino Kalevi mal hauptberuflicher Straßenbahn-Fahrer in Helsinki war und langjähriger BFF des Hauses Artists Unlimited ist.
Den Strassenbahnfahrer-Job hat er mit seinem Umzug nach Berlin an den Nagel gehängt, setzt nun alles auf die Musik und ist mittlerweile auch schon wieder umgezogen, und zwar nach Athen!
Dass er seine Musik auf einem Label namens Weird World veröffentlicht, erscheint logisch, denn JEK war immer schon ein bißchen weird, verträumt und entrückt.
Was mit Underground-Hits wie „Flexible Heart“ und „Macho“ begann, führt den finnischen Musiker mittlerweile um die ganze Welt, von Tallinn über Bielefeld nach Mexico City– wo immer er auftaucht, schmelzen zu seinem eleganten Dream-Synth-Pop-New-Wave die Herzen.

https://jaakkoeinokalevi.com
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Jaakko Eino Kalevi (Athen)
Photo credit: Isotta Giulia Acquati




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Saeko Killy (Berlin)
15.08.

Niedermühlenkamp 11

„Von manchen Dingen mögen die Leute nicht mehr hören. Die Pandemie zählt mit einiger Wahrscheinlichkeit dazu. Doch kann es nicht schaden, daran zu erinnern, dass in dieser Zeit, in der in der Kultur wenig bis gar nichts ging, das eine oder andere Projekt entstanden ist. Auch das Debütalbum der in Berlin lebenden japanischen DJ und Produzentin Saeko Killy verdankt sich Lockdown und Stillstand. Die als Kind und Jugendliche an Klavier und Gitarre geschulte Saeko Killy hatte schon in Japan großes Interesse an Techno der abseitigeren Art entwickelt. Als sie 2018 nach Berlin zog, begann sie in Clubs aufzulegen und aufzutreten. Damit war zwei Jahre später bekanntlich erst einmal Schluss.
Viele Musiker, die bis dahin vornehmlich beatgestützte Tracks für die Tanzfläche geliefert hatten, besannen sich in der Party-Abstinenz auf ruhigere Klänge, änderten mitunter komplett die Richtung. Für Saeko Killy war die Zwangspause vom Plattentellereinsatz hingegen kein Grund, sich von bewegungsförderlichen Rhythmen zu verabschieden.
Auf „Morphing Polaroids“ herrscht der Groove. Es ist eine Sammlung von Songs, in denen sie mehr spricht als singt, mit Instrumenten, die zu gleichen Teilen elektronisch wie akustisch zu sein scheinen. Über den Drumcomputer, der manchmal an „echte“ Trommeln erinnert, legt sie gern vernebelte Synthesizerakkorde und Gitarrentöne.
Eine Liebe zu den rumpeligeren Spielarten der achtziger Jahre ist vorhanden, die Neigung zur verhallten Reggae-Spielart Dub, wie sie einst etwa im Post-Punk als Stilmittel integriert wurde, hat Saeko Killy durchaus.
Die Vergangenheit möchte sie aber nicht einfach wiederaufleben lassen, stattdessen führt sie sie mit selbstbewusster Haltung in die Gegenwart.“

https://saekokilly.bandcamp.com
Soundcloud

Saeko Killy (Berlin)
Photo credit: Chana de Moura




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Onyon (Leipzig)
16.08.

AU Hof, August-Schröder-Straße 1

Gefühlt jeden Monat entsteht in Leipzig eine neue Punkformation. Auch Onyon haben sich mal gegründet, spielen postigen Wavepunk und das in einer schön minimalistischen, direkten und authentischen Weise.

„Ihre skurrile, von Synthesizern durchzogene Welt ist auf den ersten Blick verwirrend - die herky-jerky Rhythmen der Band mögen Bands wie Devo, Kleenex/Liliput oder den Labelkollegen Lithics vertraut sein, aber Maria Untheims wirre Synthie-Schnörkel, die die Songs der Band bevölkern und untermalen, halten alles auf Abstand. Sie kokettieren mit der primitiven Coolness der 80er Minimal-Synthies und dem drahtigen Irrsinn der 60er Garage, vor allem bei Stücken wie dem manischen `Dogman' oder der ersten Single `Alien, Alien'. Gitarristin Ilka Kellners Sechssaitensalven wüten unprätentiös mit zerrissenen und ausgefransten Kanten, sie legt selten (wenn überhaupt) ein Solo hin, hat aber nie Angst, eine spindeldürre Leadline über Florian Schmidts gummiartigen Basslinien und Mario Pongratz' stotternden Drum-Patterns zu entfesseln, die sich unmerklich in und aus dem Takt bewegen wie Betrunkene, die ihr Bestes tun, um nüchtern zu wirken. Kellner und Untheim teilen sich den Gesang (auf Englisch und Deutsch - manchmal im selben Song), aber die wahre Magie entsteht, wenn die beiden zusammen singen und ihre Stimmen in locker harmonischen Gang-Vocals verschmelzen; der eine unaufgeregt, der andere leicht verstört. Die betörenden Texte der Gruppe tragen zur Mystik bei - undurchschaubare Neuwelt-Fabeln über Eiermaschinen, Geister, sprechende Würmer und den Drang, Zeitungen zu konsumieren, die ein ländliches, altmodisches Verständnis des Lebens und der unmerklichen Räume zwischen Realität und Fiktion verströmen, das durch eine modernistische Sci-Fi-Linse transformiert wird.
*Trouble in Mind“

https://onyon.bandcamp.com
https://troubleinmindrecords.com

Onyon (Leipzig)
Photo credit: Paul Günther




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beauchamp*geissler (Wien)
17.08.

Hinterhof Bulthaup Küchen, Detmolder Straße 25-33

Das 2022 gegründete Duo beauchamp*geissler hält sich nicht an die Regeln musikalischer Genres: Marta Beauchamp (Gesang, Cello, E-Bass, Elektronik,) und Stefan Geissler (Gesang, Keyboards, Elektronik) jonglieren mit mehrsprachigen Texten, wechseln zwischen komponierter und improvisierter Musik, mischen Songs und Soundscapes. Sie spielen eine auffallend diverse Mischung aus freier Improvisation, Electronica und dem, was im weiteren Sinne als „Popmusik“ bezeichnet werden könnte. Ihr unverwechselbarer Sound macht sie einzigartig.

beauchamp*geisslers erstes Album 0_00_0__0 erschien im Januar 2023 und die EP 0___0_0 im Juni 2024 bei Goldgelb Records. Das Duo tourte durch ganz Europa und traten bei Festivals wie Ars Electronica, 23 Jahre klingt.org und STERRRN Festival auf.

https://bg.klingt.org
https://beauchamp-geissler.bandcamp.com
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beauchamp*geissler (Wien)
Photo credit: Andrea Fantino




Künstler:innen

1

Suzan Pitt (USA)

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Asparagus,1979, 18:10 min

AU Garten, August-Schröder-Straße 1, Hinterhof

Seit den frühen 1970er Jahren definierte Suzan Pitt (1943-2019) eine einzigartige Form der traumartigen und in aufwendigster Handarbeit erstellten Animation, die eine wichtige Verbindung zwischen dem amerikanischen Experimental- und Underground-Kino herstellte.

Bekanntheit erlangte sie mit ihrem Animationsfilm „Asparagus“, der mittlerweile als Klassiker gilt. Asparagus führt das Publikum in einen Kosmos seltsamer, surrealistisch angehauchter und psycho-sexuell aufgeladener halluzinatorischer Tagträume, der ihr gesamtes Werk durchziehen sollte. Gleichzeitig zeigt er Pitts Spielfreude und herausragende Kunstfertigkeit im Umgang mit verschiedenen Animationstechniken - von der klassischen mehrschichtigen Cel-Painting-Technik bis zur Knetanimation, die sie in dieser und in den späteren Arbeiten kombinierte.

Neben ihrer Tätigkeit als Malerin, Filmemacherin und Dozentin für experimentelle Animation am California Institute of the Arts erstellte Suzan Pitt Multimedia-Werke in Harvard und bei den Filmfestspielen von Venedig. Ihre Gemälde und Animationsfilme befinden sich in zahlreichen Privatsammlungen und Museen, darunter das Museum of Modern Art, New York, das Walker Art Center, Minneapolis und das Museum Ludwig, Köln. Sie hatte wichtige Ausstellungen im Whitney Museum of American Art, New York, im Stedelijk Museum, Amsterdam und auf der Biennale von Venedig. Pitt hat Bühnenbilder und Kostüme für zwei große Opernproduktionen in Deutschland entworfen, die ersten Opern, in deren Inszenierung mit animierten Bildern gearbeitet wurde.

https://www.suzanpitt.com

Susan Pitt

2

Reiner Tintel (D)

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Fata Morgana (2024)

AU Plakatwand, Viktoriastraße, Ecke August-Bebel-Straße

Reiner Tintel findet Schönes, Berührendes und Erschreckendes im Vergessenen, Banalen und Übersehenen. Ausschnitte aus verlebten Magazinen und Zeitschriften, abgelaufene Supermarktprospekte, 2-dimensionale Zufälligkeiten aus dem öffentlichen Raum – Tintel nimmt sich ihrer an, ordnet, archiviert, ordnet neu, fügt zusammen, zerlegt und fügt neu zusammen.

„Das Flüchtige, Banale, Triviale erfährt in seiner Arbeit durch die fest deklinierte Transformation eine neue vielschichtige emotionale Aufladung, in der wir uns für eine kleine Ewigkeit selbst finden können. Es sind Interpretationen von gesellschaftlichen Widersprüchen, vermittelt mit der Ästhetik des Reduzierten, des Wesentlichen.“

Fata Morgana ist ein mittlerweile mehr als zehn Jahre andauerndes Langzeitprojekt, eine Sammlung, die erzählt von ökonomischen Prozessen und Perspektivwechseln zwischen Veränderung und einer unauffälligen Konstanz.

Reiner Tintel arbeitet als bildender Künstler in den Bereichen Zeichnung, Malerei, Collage, Künstlerbuch und Skulptur.

Reiner Tintel

3

Simon Payne (UK)

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Colour Bars, 2004, 7 min

Falkstraße 17, Turm Parkdeck

Simon Payne (*1974) arbeitet als Videokünstler im Bereich des abstrakten Films. In seinem Werk erforscht er Systeme, Strukturen und strategische Prozesse.

Colour Bars sind Testbilder, die aus einer feststehenden Reihe von Farbbalken bestehen und verwendet werden, um Bildschirme zu kalibrieren. In Paynes „Colour Bars“ aus dem Jahr 2004 ist ein solches Testbild in Bewegung. Die farbigen Balken verschieben, überlagern und verändern sich in schnellen Schnitten.
Die Wirkung von Farben ist nicht absolut, sondern abhängig von ihrer Umgebung. Farben erscheinen hell, dunkel, lebendig, gedeckt, beißend oder harmonieliebend, in Abhängigkeit zu ihrer farbigen Nachbarschaft. Im Takt von Sekundenbruchteilen entstehen in „Colour Bars“ mit jeder weiteren Anordnung neue Farbbeziehungen, die zudem überlagert werden von den nachwirkenden Bildern der letzten und vorletzten Sekunde auf unserer Netzhaut. In der Verarbeitung der Bilder befinden wir uns immer im Rückstand, müssen letztlich aufgeben, haben die Wahl, uns abzuwenden oder uns der reinen Freude an Rhythmus und Wechsel hinzugeben.

Simon Paynes Arbeiten werden in Kinos, Festivalprogrammen, Museen und Galerien auf der ganzen Welt gezeigt. Er verfasst Texte zum experimentellen Kino und hat zahlreiche Beiträge in Büchern, Zeitschriften und Magazinen zu diesem Thema veröffentlicht, außerdem kuratiert er Filmprogramme. Payne ist Assoziierter Professor im Bereich Film und Medien an der ARU, Cambridge und lebt in London.

https://www.simonpayne.org

Simon Payne

4

Helga Fanderl (D)

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The Color Run + Weiße Blumen (für P.) + Im Schnee + Schattenbild I + Wildgänse,
Konstellation digitalisierter Super 8-Filme, 2024, 11:30 min

Kronenstraße 3

Serendipity, der glückliche Zufall, ist zumeist Ausgangspunkt von Helga Fanderls filmischer Praxis. Wie niemand sonst ist sie in der Lage, wahrzunehmen, einzufangen und wiederzugeben, was nicht gesucht, nicht gehalten und nicht wiederholt werden kann: den Zauber des Augen-Blicks im wörtlichen Sinne!

Über ihre Arbeit schreibt sie selbst:
„Orte, Motive, Bewegungen, auf die ich stoße und die mich zum Filmen bewegen, wenn ich frei mit der kleinen, leichten super-8-Kamera unterwegs bin, sind glückhafte Funde. Ich finde sie, sie finden mich. Anschauung und Empfindung, Stimmung und Gedanken übertragen sich im Moment des Erlebens auf die Arbeit mit der Kamera und auf den unsichtbaren Filmstreifen im Innern der Kassette. Es geht um blitzhaftes Erkennen und filmisches Sichtbarmachen des Flüchtigen.“

Die Filmmacherin Helga Fanderl (*1947) arbeitet vorwiegend im Super 8-Format. Die Sujets ihrer Filme, selten länger als drei Minuten und nur mit den Mitteln der Kamera selbst bearbeitet, findet sie in der realen Welt. Meist sind es elementare Bewegungen und Gegenstände: Wasser, Wind, Licht, Architektur, Menschen, die einfache Handlungen ausführen. Helga Fanderl präsentiert ihre Arbeiten nicht als Einzelwerke, sondern komponiert für jedes Screening neue Abfolgen und Zusammenhänge, so auch für den Abendspaziergang.

Ihre Filme werden international auf Ausstellungen Festivals und Präsentationen gezeigt, sie befinden sich u.a. in den Sammlungen des Museum für Moderne Kunst, Frankfurt a. M., und im Centre Pompidou, Paris. Ihre Arbeit ist Gegenstand zahlreicher Publikationen.

www.helgafanderl.com

Helga Fanderl

5

Timo Schierhorn (D)

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der andere Tag, 2023, 30 min

CIA Autowerkstatt, Metzer Straße 15

Sehende Menschen finden sich in der Dunkelheit schwer zurecht. Geruchssinn und Gehör reichen nicht zur Orientierung, Vertrautes wird fremd, das Fremde macht Angst. Was uns Angst macht, das meiden wir, ziehen uns zurück in unsere erleuchteten Häuser, in den Schlaf und geben Raum, denn der Angst-Raum des Menschen ist der Safe-Space solcher Gesellschaften, die den Menschen meiden.

In den Randgebieten der Städte, auf Brachflächen, in Wäldern, manchmal auch mitten in der Stadt leben die Gesellschaften der Wildtiere. Viele sind nachtaktiv, einige seit Millionen von Jahren, andere haben durch die Überpräsenz des Menschen ihren Tag in der Dunkelheit eingerichtet. In „der andere Tag“ aus dem Jahr 2023 gibt Timo Schierhorn mit Hilfe von Infrarot-Kameras einen Blick auf diese Parallel-Gesellschaften. Manchmal blicken ihre Vertreter:innen zurück und wir fühlen uns erwischt, fehl am Platz, wissend, dass uns dieser Teil der Welt nicht zusteht.

Timo Schierhorn (*1979) ist Videokünstler und Filmemacher. Er arbeitet an eigenen experimentellen Filmprojekten wie für Theaterprojekte und Performances.
Seine minimalistischen Musikvideos für Bands wie Deichkind, Tocotronic, Egoexpress, 1000 Robota und Die Vögel sind wichtige künstlerische Beiträge zur aktuellen Popkultur.

www.vimeo.com/timoschierhorn

Timo Schierhorn

6

Tobias Schulenburg (D)

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Drei Texte, 2024
Sternzeichenhäuser, 2024

Niedermühlenkamp 20 / Ecke Ravensberger Straße

„Tobias Schulenburg (*1987) hofft immer noch, dass es in der Mitte seines Kopfes einen See gibt. Die Idee dazu kam ihm, als er „Ein Mann der schläft“ von George Perec las, darin steht, dass es nahezu fest stehe, dass es in der Mitte eines jeden Kopfes einen See geben müsse, auch, wenn nur sehr schwer darüber geredet werden könne. Das Buch erwarb er im Frühjahr 2022 im Antiquariat Arndt, während eines vier-monatigen Aufenthalts in Bielefeld, als Regionsschreiber für Ostwestfalen-Lippe. Er studiert seit 2018 an der Kunsthochschule für Medien Köln, zeichnet und schreibt, hat auch mal Automobildesign studiert. Er hat 2020 einen Gedichtband veröffentlicht („es sich schön machen“, parasitenpresse) und finalisiert gerade seine erste Langerzählung. Er glaubt zwischen 35 – 72 % an die Liebe.

Für den Abendspaziergang hat er für drei Standorte Texte geschrieben und eingesprochen, zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Ankündigungstextes schreibt er sogar gerade noch an ihnen. Er hofft, dass die Texte am Ende alle Sonette werden. So oder so wird es wohl u.a. um Ameisen, Amseln, Warten, vor allem Warten, Krankenhausarchitektur (maybe) und Genuss gehen.“ (Text: Tobias Schulenburg)

https://www.tobiasschulenburg.de

Tobias Schulenburg

7

Tobias Schulenburg (D)

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Drei Texte, 2024
Sitzrondell (im Krankenhauspark)

Dr.-Mildred-Scheel-Park, zwischen MTA-Schule/Institut für Pathologie und Klinikum, am Teich

Informationen zu Künstler und Projekt siehe 6 Tobias Schulenburg

https://www.tobiasschulenburg.de

Tobias Schulenburg

8

Duoni Liu (CHN/D)

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Mō, 2024
8-Kanal-Klanginstallation

Hinterhof Combi/ Garten, Luisenstraße 52-55

Duoni Liu (*1989, Shanghai) ist eine in Köln und Bielefeld lebende Komponistin, Medienkünstlerin und Instrumentalistin. Die Verwischung der Grenzen zwischen dem musikalischen Gehalt der Musik und dem, was die Hörerin wahrnimmt – Realität vs. Wahrnehmung – sind wichtiges Element in ihrer musikalisch-ästhetischen Konzeption. In ihren Arbeiten geht es immer auch um das Zusammenspiel von Klang und Raum, das sie durch mehrkanaligen Audiosysteme, in interdisziplinäre Kooperationen und ungewöhnlichen Konzertsituationen exploriert.

„Mō ist eine 8-Kanal-Klanginstallation, die mit oder ohne Live-Performance aufgeführt werden kann. Sie untersucht die Beziehung zwischen Mensch und Natur: Angst, Akzeptanz/Absorption, Domäne, Hyper-Realität. [...] Das Stück zeigt auf poetische und metaphorische Weise die Verschmelzung von Klängen, die die Üppigkeit unserer Natur zum Ausdruck bringen und der unauthentischen, künstlichen Klangwolke, die uns ständig umgibt.“

Duoni Liu wurde in der Vergangenheit mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, ihre Projekte wurden und werden als Konzerte, auf Festivals und Kunstausstellungen präsentiert und aufgeführt.

http://duoni-liu.de

Duoni Liu
Photo credit: Silviu

9

Manuel Boden (D)

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Cabinets, 2019, 25:26 min

Wohnzimmer im Erdgeschoss, Bielsteinstraße 37

Vordergründige Protagonisten in dem Video „Cabinets“ aus dem Jahr 2019 sind Fernsehgeräte und die unterschiedlichen, zu diesem Zweck erstellten Konstruktionen, in denen sie in quälender Langsamkeit verschwinden und aus denen sie, ebenso langsam, wieder auftauchen. Menschen existieren in diesem Video nicht als vordergründig Handelnde. Sie erscheinen ausschließlich auf den jeweiligen Displays, als Protagonist:innen eines Spielfilms, eines Werbeclips oder zu Gast in einer Talkshow, nur gelegentlich – unbedacht und flüchtig – als unvollständiges Spiegelbild auf einem von ihnen gefilmten Bildschirm. Und doch.
Matthias Müller schreibt in einer unautorisierten Email:

„Die schizophrene Mischung aus Besitzerstolz und Scham, die das Material prägt, ist grandios. Man kaschiert die schnöden Home-Entertainment-Produkte hinter einem Stella oder einem Haring – man ist ja kultiviert. Gleichzeitig ist der Drang zu stark, die neuen Statusobjekte nicht vorzuführen.“

Manuel Boden (*1983 Düsseldorf), bedient sich nicht nur bei der künstlerischen Umsetzung und Produktion, sondern auch bei der Beschaffung seines Ausgangsmaterials einer großen Vielfalt von Medien. Das Sammeln ist ein zentrales Motiv in seinem Werk, das von Video und Fotografie bis hin zur Produktion von Künstlerbüchern und Zines reicht.

Die Arbeiten und Publikationen von Manuel Boden wurden in verschiedenen Galerien, Ausstellungsräumen und auf Festivals gezeigt, z.B. West, Den Haag, Ludwig Forum, Aachen, mumok, Wien, Stuttgarter Filmwinter, EMAF, Osnabrück, Abendspaziergang, Bielefeld, Duesseldorf Photo, Galerie Artists Unlimited, Bielefeld, Weltkunstzimmer, Düsseldorf, Art Cologne, Kölnischer Kunstverein, Volumes, Zürich.

https://manuelboden.com

Manuel Boden

10

Lilli Carré (US)

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Glazing, 2021, 2:26 min

Hinterhof Niederwall 67

In „Glazing“ bewegt sich der animierte Körper einer Frau in einem Zustand ständigen Wandels durch das Bild, der Bewegungsraum der Protagonistin wird von den Bildgrenzen limitiert. Erscheinungsformen und Positionen, die sie durchläuft, entsprechen berühmten Darstellungen vornehmlich nackter Frauen von Vertretern einer männlich erzählten Kunstgeschichte: Picasso, Ingres, Manet, Balthus, Klein, Botticelli, Sargent, Guston, Modigliani und anderen. Die Protagonistin erprobt jede dieser Formen am eigenen Leib und verwirft sie gleich im nächsten Moment, verweigert den Betrachtenden die Fantasie, die diese Formen repräsentieren. Das Publikum wird in „Glazing“ nicht nur gedanklich adressiert, es ist ganz konkret Teil der des Videos, das unterlegt ist mit einem Mitschnitt von Publikumsgeräuschen, aufgenommen während der Präsentation einer ersten, stummen Version der Arbeit im Museum of Contemporary Art in Chicago.

Lilli Carré (*1983) ist eine interdisziplinäre Künstlerin, die in den Bereichen experimentelle Animation, Druck und Keramikskulptur arbeitet. Ihr besonderes Interesse gilt den Möglichkeiten und Geschichten des animierten Körpers, der gleichzeitig physisch und virtuell ist, losgelöst von Erwartungen und festgelegten Formen.
Ihre Animationsfilme wurden und werden in Museen und auf zahlreichen Festivals gezeigt, bislang u.a. auf dem Sundance Film Festival, beim IFF Rotterdam, dem Frauenfilmfestival Dortmund, dem 25 FPS und dem Edinburgh Film Festival. Carré ist Co-Leiterin des Eyework Festival of Experimental Animation, das jährlich in Chickago, L.A. und New York stattfindet.

Lilli Carré lebt in Los Angeles und unterrichtet derzeit im Rahmen des Programms für experimentelle Animation am CalArts.

https://www.lillicarre.com

Lilli Carré

11

Oliver Husain (CA) / Michel Klöfkorn (D)

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Star Escalator, 1999, 4 min

Hofgang zwischen Mittelstraße 1 und 3, hinten

Jeder weiß, dass Garagentore ein Eigenleben führen – Legion ist die Zahl der Geschichten um ihre Unberechenbarkeit: Tore, die sich der Öffnung verweigern, widerwillig schließen oder mit abruptem Zuschlagen ihre Ursupatoren angreifen.

Star Escalator aus dem Jahr 1999 ist das zweite Video von Michel Klöfkorn und Oliver Husain für das Musikprojekt „Sensorama“. Nicht die Musiker Jörn Elling Wuttke und Roman Flügel sind Protagonisten ihrer Arbeit, sondern ein freies Ensemble von Garagentoren, in der Inszenierung eines Balletts, das die rhythmische Struktur des zugrunde liegenden Stückes mit den Möglichkeiten seiner Protagonisten auf überraschende und abwechslungsreiche Weise umsetzt. Die Dressurleistung der Regisseure sollte nicht unterschätzt werden, in der Filmgeschichte ist Vergleichbares vielleicht noch zu finden in den Schwimm- und Tanzfilmen von Busby Berkely aus den 30er Jahren.
Sehr zu Recht wurde „Star Escalator“ 1999 im ersten MuVi-Wettbewerb der internationalen Kurzfilmtage Oberhausen mit dem 1. Preis ausgezeichnet.

Oliver Husain (*1969) bewegt sich in ganz unterschiedlichen künstlerischen Genres. Als Filmemacher verwendet er eine breite Palette an filmsprachlichen Mitteln und visuellen Codes – darunter Tanz, Marionettentheater und Animation - um eingefahrene Lesearten des Originalmaterials zu unterwandern. Seine Installationen, Performances und Filmprojekte wollen den Zuschauer - ob durch Verzauberung oder sanften Druck - dazu bringen, das Entstehen von Deutungen und Gefühlen zu hinterfragen. Er arbeitet oft und gerne gemeinsam mit anderen Künstler:innen, von 1997-2002 mit

Michel Klöfkorn (*1967): „Ungestüm und bunt zieht eine bedrohliche Produktwolke durch den Supermarkt, Garagentore in einer Vorstadtsiedlung vollführen ein Ballett und klappen im Rhythmus von Elektromusik. Taubenstopper an Gebäuden mutieren zu aggressiven künstlichen Termiten, die unsere Welt in Stücke zerlegen. Faszinierendes Paralleluniversum oder Ausdruck unserer selbsterschaffenen Alpträume? Der Frankfurter Künstler Michel Klöfkorn tritt in seinen Animationsfilmen, Videoinstallationen und Musikvideos Assoziationen los, stellt kritische Fragen und inszeniert diese gekonnt mit großem Schauwert.“

Dok Leipzig/ Claas Danielson

http://husain.de
https://michelkorn.art

Husain/Kloefkorn

12

Tobias Schulenburg (D)

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Drei Texte, 2024
Bierpavillon

Hermannstraße / Ecke Turnerstraße

Informationen zu Künstler und Projekt siehe 6 Tobias Schulenburg

https://www.tobiasschulenburg.de

Tobias Schulenburg

13

Daniel Burkhardt (D)

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Group of Birches, 2004, 2:31 min

Brunnenstraße 15

Daniel Burkhardt (*1977) arbeitet als Künstler in den Bereichen Video und audiovisuelle Installation. Wiederkehrendes Thema seiner Arbeit ist die menschliche Wahrnehmung. Auf so spielerische wie formal avancierte Weise untersucht er den Prozess der Wahrnehmung selbst wie auch den ihrer Verarbeitung.

Das Ausgangsmaterial von „Group of Birches“ ist der Kamerablick aus dem Fenster eines fahrenden Zuges. Eine diesige Waldlandschaft zieht vorbei, oder besser: wir an ihr. Im Vordergrund taucht in unregelmäßiger Reihung eine Gruppe von Birken auf. Sobald ein Birkenstamm die Mitte des Bildfeldes erreicht, unterbricht der lineare, gleichförmige Lauf vorbeiziehender Landschaft. Der Stamm verharrt für den Bruchteil einer Sekunde in der Bildmitte und die Landschaft um ihn herum verschiebt sich in die Gegenrichtung. Für einen kurzen Moment wird jede Birke zum Mittelpunkt einer Welt, die sich um sie herum dreht.

Videos und Installationen von Daniel Burkhardt wurden in Museen, Ausstellungen und auf internationalen Filmfestivals gezeigt, u.a. beim New York Video Festival, dem Internationalen Filmfestival Rotterdam und den Internationalen Kurzfilmtage, Oberhausen. 2015 gewann er den Hauptpreis für Film und Video beim Stuttgarter Filmwinter, 2020 den experimental award beim Bolton International Film Festival.

http://www.danielburkhardt.de

Daniel Burkhardt
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